Firstpost

Meine Laune heute war, wie so oft in den letzten Tagen und Wochen, nicht gerade die berauschendste. Der Tod meiner Familie hatte ich immer noch nicht wirklich begriffen, auch wenn ich jeden Tag an ihren Gräbern in der Familiengruft gestanden hatte. Gerade erst kam ich von da zurück, denn ich wollte noch neue Blumen hinstellen. Meine Tante hatte zwar versprochen, dass sie täglich bei ihnen vorbei gehen würde, doch heute hatte ich es lieber noch selbst getan. Ich schüttelte die melancholischen Gedanken ab und richtete meinen Blick auf meine Umgebung. Das Gleis war wie immer voll von den heuchlerischen Verrätern, die sich alle in ihren kleinen Triumpfen sonnten. Es gab nichts, dass ich mehr gehasst hatte, als sie bei ihren Feiern zu beobachten. Tief durchatmend schob ich den Gepäckwagen das Gleis entlang und suchte nach einem Abteil, dass noch nicht von ihnen verpestet war.

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Nervös trippelte ich von einem Fuß auf den anderen, während ich den Hogwartsexpress gedankenverloren betrachtete. Wie es wohl sein wird, auf dieser neuen Schule?
Ich wollte es nicht zugeben, dennoch würde ich viel lieber nach Hogwarts fahren, als zu dieser anderen Zaubererschule. Wie hieß sie noch einmal? Nightmore? Keine Ahnung. Auf jeden Fall war sie ein bisschen seltsam, was ich aus ein paar Erzählungen von Bekannten, die ich aufgeschnappt hatte, schließen konnte.
Naja, ich sollte mir keine Sorgen machen, hauptsache, Voldemort ist jetzt besiegt und wir können in eine schöne Zukunft schauen.
Auf Gleis 9 3/4 herrschte bereits reges Treiben. Ich hatte schon viele bekannte Gesichter gesehen und sie freudig begrüßt. Mit jeder Minute wurde die Schülerschar größer, weswegen ich mich wohl beeilen werden müsse, noch ein freies Abteil zu finden. Trotzdem wollte ich mich erst von meiner Familie verabschieden.
Mit einem Schwung drehte ich mich um und musste gleich sofort die Augen zusammenkneifen, da mich die warmen Strahlen der Sonne daran hindern wollten, meine Familie zu erblicken.
Baskian war bereits in dem roten Zug verschwunden und Alaric stand wartend neben Mia und Ben, die aufgeregt herumzappelten. Für Ben war es erst sein zweites Jahr auf einer Zauberschule und schon musste er auf eine andere Schule. Er tat mir wirklich leid.
Mum und Dad standen hinter meinen versammelten Geschwister und fingen bereits an, sie zu umarmen. Mit großen Schritten beeilte ich mich in ihre Richtung, schließlich wollte ich mich auch von ihnen verabschieden.
„Tschüss Mum, tschüss Dad! Ich werde euch soooo vermissen!“, sagte ich, als ich Mum einen Abschiedkuss auf die Wange drückte und Dad mich mit seinen starken Armen fast zerdrückte.
„Wir dich auch, Cara! Du schaffst das schon!“, erwiderte Mum. In ihren Augen konnte ich deutlich Sorgen erkennen, was ich nur zu gut verstehen konnte. „Und pass auf Mia und Ben auf, dass sie keinen Unsinn machen!“
„Ja klar, Mum! Das ist doch schließlich mein Job als Kindermädchen meiner Geschwister“, antwortete ich mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen.
„Kommst du jetzt, Cara? Wir müssen uns beeilen, sonst sind alle guten Abteile weg! Du kannst Mum und Dad noch oft genug erzählen, wie sehr du sie lieb hast!“, rief Alaric plötzlich dazwischen und lächelte mich mit einem schelmischen Blitzen in den Augen an.
„Jajaja, ich komme ja schon!“, antwortete ich lachend, drückte Mum und Dad noch ein letztes Mal und folgte schließlich Alaric, der bereits winkend vor dem Hogwartsexpress stand und auf mich wartete.

Angewidert sah ich den Kindern zu, wie sie sich tränenreich von ihren Familien verabschiedeten. Ich war so froh, dass meine Tante keine Zeit gehabt hatte, mich zum Bahnhof zu bringen, vor allem da ich es nicht leiden konnte, wenn sie mich immer auf die Wangen küssen musste. Ich sah einige, die ich gehofft hatte nie wieder zu sehen, doch da würde ich wohl durch müssen. Als ich endlich ein Abteil gefunden hatte, das noch leer war, stieg ich in den Zug ein und liess London gerne hinter mir zurück.

Tbc: Abteil 2