Gedankenverloren ließ ich meine Finger über die blanken Tasten meines schwarzen Klaviers gleiten. Ich versuchte mich ganz dem Klang von 'Hijo De La Luna' hinzugeben, so wie ich es sonst auch immer tat, doch irgendwie wollte es nicht recht klappen. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Frustriert knallte ich meinen Kopf auf die Tasten und es ertönte ein Tonkrawall, der in meinem überdurchschnittlich guten Gehör umso mehr klirrte. Nach ein paar Minuten richtete ich mich wieder auf und schaute mich in meinem Zimmer um. Es sah genauso aus wie immer. Das gleiche Bett neben dem mit großen Vorhängen verdeckten Fenster, der gleiche Kleiderschrank, der gleiche Schreibtisch und immer noch das gleiche Klavier, auf dem ich fast jeden Tag übte. Aber was war jetzt nur los? Da fiel es mir wieder ein und ich fuhr mir durch die sowieso schon verwuschelten Haare. Bald würden die Hogwartsianer ankommen. Keine Ahnung, wie diese Information zu mir durchgedrungen war. Eigentlich sollte ich gar nicht nervös sein, es sind nur neue Menschen, doch irgendwie beunruhigte es mich schon. Noch mehr Menschen gleich noch mehr neugierige Nervensägen. „Naja, ein paar sind doch bestimmt interessant, oder?“, flüsterte mir plötzlich mein Unterbewusstsein zu, woraufhin ich nur die Schultern zuckte. Die neuen Schüler konnten mir eigentlich auch egal sein. Unentschlossen, was ich nun machen sollte, kratzte ich mich am Kopf. In den Salon wollte ich nicht gehen, dort lungerten wahrscheinlich sowieso nur Level B- und A- Vampire herum. Und ich als C würde dort gar nicht zwischen passen. Für die bin ich doch nur dreckiger Abschaum. Aus Langeweile ließ ich meine Hand abwechselnd sichtbar und unsichtbar werden. Was wohl Luke (Bastis bester Kumpel | fiktiv) gerade machte? Der sitzt bestimmt faul auf seinem Bett herum und liest schmuddelige Magazine!, schoss es mir durch den Kopf und ich musste augenblicklich schmunzeln. Das wäre einfach typisch Luke! Nachdem weitere Minuten verstrichen waren, drehte ich mich wieder seufzend zu den Tasten des Klaviers herum und setzte meine Finger automatisch in Position. Dann muss ich mir die Zeit eben mit Musik vertreiben. Was solls..., waren meine letzten Gedanken, als auch schon die seichten Klänge von 'River flows in You' durch meine Finger zu fließen schienen.