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FIRST POST:

"Luca, LUCA, LUCALUCALUCA!" Mit einem erstaunlichen Stimmvolumen hämmerte Justine gegen die dunkle Tür des Zimmers ihrer besten Freundin. Gerade war die Nachricht angekommen, dass es Besuch geben würde. Besuch von einer anderen Schule.
Über das ganze blasse Gesicht strahlend begann Justine vor der Tür herumzuhüpfen, von drinnen drang nur genervtes Gemurmel zu ihr nach draußen.
Natürlich war die Tür mal wieder abgesperrt, das war doch typisch Luca. Ungeduldig begann Justine auf den Fußballen zu wippen während sie wartete, dass ihre beste Freundin die Tür öffnete.

"STELL DIR VOR; WIR KRIEGEN BESUCH!" Justine sprang Luca in die Arme und schlang ihre dünnen Beine um sie, um die Pinkhaarige ordentlich durchzuknuddeln. Für so eine dünne Person hatte sie sogar für einen Vampir eine außerordentliche Kraft.
"Also, raus aus den Federn, sie kommen bald an und ... ich freu mich so auf sie!" In ihrer Überschwänglichkeit vergaß Justine vollkommen, ihre beste Freundin davon in Kenntnis zu setzen, wer überhaupt kommen würde. Die Schüler der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei. Eine Schule, die vergangenes Jahr für die Freiheit gekämpft hatte.

"Was? Wer kommt zu Besuch?" Ich hatte schon damit gerechnet, dass Justine ihrer Fröhlichkeit in Form von Anspringen freien Lauf lassen würde und hatte rechtzeitig meine Arme um die dünne Rothaarige geschlossen, ließ sie aber wieder runter, schob sie unwirsch in mein Zimmer und schloss die Tür wieder, bevor uns jemand sah oder sie noch welche von den anderen weckte. "Man, Justine, es ist mitten am Tag, hättest du ... nicht noch ein bisschen warten können?" Ich gähnte, die Nacht war anstrengend gewesen, ich hatte aus welchem Grund auch immer zuerst kein Auge zu getan. Beiläufig warf ich mir eine der herumliegenden Bluttabletten in ein Glas Wasser und setzte es an die Lippen. "Also...auf wen freust du dich und wer kommt?", hakte ich ein zweites Mal nach.

"Hogwartsleute! Schüler aus Hogwarts. Die Elliot will sie hier aufnehmen, solange Hogwarts noch renoviert wird, wegen der Schlacht ist da eine Menge kaputt und die Schüler werden in die DayClass gehen!", brabbelte Justine in Höchstgeschwindigkeit herunter und warf sich fröhlich seufzend auf Lucas Bett, in dem ihre Beste eben noch gelegen hatte. "Das heißt neue Leute, die uns fangirlen werden!" Im Gegensatz zu den meisten anderen liebte Justine die Klassenwechsel, den einzigen zeitpunkt, an dem Day und Night - Klässler aufeinander trafen. Der Geruch nach Bluttabletten wehte zu der Rothaarigen rüber und sie rümpfte ein wenig die Nase, rollte sich dann auf den Bauch und vergrub die Nase in Lucas Kissen.

Schweigend hörte ich Justines fröhlichem Gelaber zu und unterdrückte ein leises Seufzen. Es gab so oder so schon genug neugierige Seelen auf diesem Internat, hatte es da wirklich noch mehr gebraucht? Ich leerte das Glas, dessen Inneres sich aufgrund der Tablette rot gefärbt hatte, in einem Zug und verzog kurz das Gesicht. Es war ein mieser Ersatz, aber was anderes durften wir hier nicht zu uns nehmen.
"Noch mehr Leute, die Fragen stellen werden.", meinst du wohl. Ich strich mir eine pinkne Strähne aus dem Gesicht und setzte mich neben Justine auf mein Bett, zog meine nackten Füße an und schlang die Arme darum. Ich gähnte leise.

"Ach was, die Menschen denken doch eh, wir sind nur ein Märchen, sie werden sich wundern und überlegen, aber keiner wird auf uns kommen. Ich meine, die Schülerschaft oder besser gesagt, die ordinäre Schülerschaft, die nichts mit Jägern und Vertrauensschülern und dem Kram am Hut hat, ahnt doch auch nichts. Und es läuft schon seit Jahrzehnten gut mit diesem System. Nur weil die Schüler von einer anderen Schule sind, sind sie nicht automatisch so schlau, dass sie auf Vampire kommen." Justine strich sich eine rote Strähne aus der Stirn, nachdem sie diese um ihren Finger gewickelt hatte.
"Also ich freue mich auf sie. Sie kommen irgendwann heute Mittag an, dann müssen wir sie uns ansehen!"

Auf Justines Worte folgte ein langes Schweigen meinerseits. Ich schwieg sowieso viel, sogar in Justines Nähe, auch wenn das nicht sonderlich schwer war, immerhin brabbelte sie ja wie ein Wasserfall und ließ einen kaum zu Wort kommen.
Vielleicht ein Grund, wieso ich sie so liebte. Wir waren so grundverschieden und irgendwie konnte ich doch nicht ohne meine verrückte Rothaarige.
Ich nickte stumm und trank mein Blutwasser aus, schob das Glas danach weit weg von mir. Ich gehörte zu der Mehrheit von uns, die diese Tabletten verabscheute.
"Wir werden trotzdem drin bleiben müssen. Du wirst sie frühestens beim Klassenwechsel heute Abend richtig sehen."

"Dann machen wir uns richtig schick, klar?" Justine klatschte fröhlich in die Hände und wackelte mit ihren Füßen. Sie war wie immer extravagant wie nichts gekleidet, eben ganz wie man es von ihr kannte. "Also Luca, wasch dir den Schlafsand aus den Augen, wer weiß, wann sie ankommen. Auf auf!"
Die Rothaarige stupste ihre beste Freundin vom Bett und stand selbst auf, riss Lucas Kleiderschrank auf, der natürlich voll von teuren maßgeschneiderten Klamotten war und zog dann wahllos ein paar Sachen heraus. "Es ist echt schon schwer genug, was passendes zu finden für jemanden der rote Haare hat! Aber pinkfarbene Haare...das ist schon ein Ding der Unmöglichkeit.", sagte sie und seufzte.

Seufzend kippte ich zur Seite in die weichen Laken meines Bettes. Ich war noch verdammt müde. Aus halb geschlossenen Augen sah ich Justine dabei zu wie sie meinen Kleiderschrank durcheinander brachte. Bei ihren Worten zog ich prüfend an einer meiner pinkfarbenen Strähnen.
"Tu doch nicht so, ich weiß du stehst auf meine Haare.", nuschelte ich und zog mir meine Decke wieder über den Kopf. Und ich mochte meine pinknen Haare auch. Sogar ziemlich. Ein kleiner, feiner Akt der Rebellion gegen meine Eltern.

"Ich liebe deine Haare, Luca, das weißt du. Trotzdem ist das mit den Klamotten ein Riesenproblem, vor allem, wenn es dann mal ans Eingemachte geht und du irgendwas Festliches anziehen musst." Justine streckte den Kopf aus dem Kleiderschrank, ein schwarzes Minikleid in der einen und einen blauen Reifrock in der anderen Hand. Sie warf beides grinsend auf den nächsten Sessel und tauchte dann wieder in die Tiefen von Lucas Kleidern ab.
"Weißt du was ich gehört hab? Dieses Jahr sollen wir von einem waschechten Jäger unterrichtet werden. Hat Ciel gesagt.", tönte ihre Stimme dumpf aus dem Kleiderschrank.