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Mit einem Glas Rotwein-Bluttablettengemisch in der linken Hand, saß ich auf einem der weißen Sofas. Den rechten Arm hatte ich angewickelt auf eine Lehne abgestützt und auf der Handfläche ruhte mein Kinn. Nachdenklich betrachtete ich die feinen Kristalle, in der sich das Tageslicht brach und das Glas schillern ließ. Die Neuigkeit, dass uns dieses Schuljahr nicht nur die Day-Class auf die Pelle zu rücken versuchen würde, sondern auch diese Hogwartstianer, hatte nicht lange gebraucht, um mir zu Ohren zu kommen. Ich trank einen Schluck, schon seit zwei Jahren vermischte ich die Tabletten mit Rotwein, um den faden Geschmack des künstlichen Blutes zu kaschieren. Wenn ich schon auf diesen synthetischen Ersatz angewiesen war, so wollte ich das Übel so gering wie möglich halten. Apropos Übel ... meine Gedanken wanderten wieder zu den neuen Bewohnern. Ich wusste immer noch nicht, wie ich zu Elliots Entscheidung stehen sollte, aber Freudensprünge würde ich ganz bestimmt nicht machen, viel mehr spürte ich, wie ich immer gereizter wurde, das Glas in meiner Hand begann zu klirren.
"Toll, noch mehr Idioten, die uns begaffen", flüsterte ich auf italienisch, stellte das Glas auf dem kleinen Beistelltisch ab und lehnte den Kopf gegen die Lehne nach hinten, schloss die Augen.

cf: Chyos Reich^^

In meinem Zimmer zu hocken würde den Tag nicht schneller vorbei gehen lassen, weswegen ich mich doch entschlossen hatte mich in den Salon zu setzen. Ich hatte mir eine weisse, weite Hose und ein weisses Top angezogen und ging barfuss durch den Gang dem Salon entgegen. Ich trug nicht gerne Schuhe, was vermutlich auch auf meiner Erziehung basierte, dass man im Haus keine Schuhe trug. Als ich den Salon betrat war ich nicht alleine, wie ich gehofft hatte, doch hier war man es selten, weswegen ich mich langsam daran gewöhnt hatte. "Hallo Amaya, geniesst du dein Frühstück?" Ich setzte mich im Lotussitz in einen der Sessel ihr gegenüber und sah sie emotionslos an. In meinem Gesicht zeigte sich selten eine Gefühlsregung, weshalb ich meistens eher arrogant rüber kam, was mich aber nicht weiter störte. Kurz lag mein Blick auf ihrem Glas, doch ich hatte heute schon eines getrunken...oder mehr herunter gewürgt, denn ich konnte dieses Zeug nicht ausstehen, egal ob ich es mit Wein oder sonst was mischte, für mich schmeckte alles nach Pappe. "Wie ich höre, hast du die Neuigkeit schon vernommen?"

"Mhm", abwesend strich ich mir eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, ohne Chyioko auch nur eines Blicks zu würden. Dass die Vampirin im Raum war, hatte ich schon längst registriert, jedoch keinen Anlass dazu gesehen, meine Position zu verändern. Meine Hand schloss sich zielstrebig um den Stil des Glases und ich nahm noch ein paar Schlücke, ohne die Augen zu öffnen. "Ist angekommen, ja", bequemte ich mich schließlich zu einer Antwort und richtete mich auf, dabei sah ich aus eisblauen Augen zu der anderen Vampirin, die komplett im weiß gekleidet in einem Sessel saß.

Hach wie ich ihre Überheblichkeit liebte. Sie erinnerte mich immer an meine Grossmutter, der ihr Blutstatus so wichtig war, dass sie mich am liebsten Tod sehen würde. Ich erwiderte ihren Blick gelassen, denn sie hatte mich noch nie einschüchtern können. Sie hat ihr Leben behütet geführt und führte sich immer noch auf, wie das verzogene Töchterlein, das sie war. Ich würde mich nie von ihr einschüchtern lassen, auch wenn sie mächtiger war als ich. Wenn ich mich von so etwas einschüchtern liesse, dann hätte ich nicht bis heute überlebt. "Lauter Neugierige kleine Naseweisse, die denken, dass sie etwas Besseres wären, nur weil sie an einer Schlacht teilgenommen hatten." Ich liess meinen Kopf leicht kreisen und setzte mich gerader hin. Wenn es darum ginge, wer mehr Schlachten erlebt hatte, dann wäre ich an vorderster Front.

Ein schmales Lächeln zupfte an meinen Mundwinkeln und ich legte wieder den Kopf nach hinten. Mir war schon lange bewusst, dass Chyioko sich nicht von uns einschüchtern ließ. Nicht, dass es mir nicht egal war, aber ich beherrschte meine Maske ziemlich gut. Besagte Maske legte sich wieder auf mein Gesicht, das Lächeln verblasste. Diese niederen Vampire hatten doch keine Ahnung, sie sahen nur die Hülle, die reinblütige Maske, jedoch nicht den Vampiren dahinter.
"Sie werden schon noch merken, dass hier andere Musik spielt als bei ihnen ....", sagte ich leise und stellte mein Glas ab, stand auf und ging zum Fenster, dabei strich ich die Falten in meinem Kleid glatt.

Ich legte meinen Kopf leicht schief und sah ihr nach, als sie aufstand und zum Fenster ging. "Vielleicht..." Ich war mir da nicht so sicher, denn viele von ihnen hielten sich für ziemlich wichtig. Nur weil sie an einer anderen Schule war, würden sie nicht einfach aufhören herum zu fragen. Ich mochte die Stille, die am Tag hier herrschte...normalerweise war es still, doch irgendwie herrschte heute eine Unruhe, die sich durch alle Räume zog. Ich schloss meine Augen und versuchte mich zu konzentrieren, doch heute klappte nicht einmal die Meditation. Frustriert knotete ich meine Beine auseinander und zog meine Beine hoch, legte mein Kinn auf meine Knie und blickte aus dem Fenster.

"Mhm", das wird irgendwann noch einmal mein Lieblingswort, schoss es mir durch den Kopf. Ich schob den langen Vorhang ein Stückchen beiseite und sah für ein paar Sekunden nach draußen, direkt in den Hof. Die Steinplatten der Wege schimmerten leicht im Sonnenlicht und ich ließ den Vorhang wieder los. Auch wenn Vampire den Aberglauben trotzten und nicht in der Sonne verbrannte, so war sie nicht mein Freund. Ich hasste das Gefühl, wenn meine Augen tränten und brannten. Mit einem Ruck zog ich mich auf der Sims hoch, zog meine Beine mit den Absatzschuhen an meinen Körper heran und stützte den Kinn auf die Knie.
Wo wohl Marissa war?, fragte ich mich und sah zur Tür, als würde die Level-B-Vampirin jeden Moment auftauchen. Ich vermisste meine beste Freundin, auch wenn ich mir wie immer nichts anmerken ließ und ich wollte eine rauchen. Ganz dringend ...

Da sie sich nicht dazu herabliess mit mir zu sprechen, blendete ich sie aus. Auch wenn ich ihre Bewegungen auch mit geschlossenen Augen noch wahrnahm. Wenn jemand sein Leben lang auf der Flucht war, lernte er schnell, dass man nie und nirgends sicher war. Schlaf konnte einen angreifbar machen, weshalb ich froh war, dass ich sehr wenig brauchte. Das Problem war nur, dass man den Rest des Tages irgendwie überstehen musste und da wir dazu angehalten waren, das Mond Haus nicht zu verlassen, waren die Alternativen sehr eingeschränkt.

Ich versank in Gedanken, bis ich es schließlich nicht mehr aushielt. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung löste ich mein Messer aus dem Gurt, den ich immer trug und hielt die scharfe Seite gegen das durch die Ritzen des Vorhangs einfallende Sonnenlicht. Das silberne Metall schimmerte leicht und ich fuhr mit dem Fingern darüber, nur ganz leicht, ohne mich zu verletzen. Blöderweise waren meine Zigaretten oben und ich war gerade zu faul zum Aufstehen, ansonsten hätte ich ungeachtet der Verluste eine geraucht.

(sry das es so unregelmäßig ist, mir geht es nicht so blendend ._.)

(kein Problem)

Der Klang, als sie das Messer aus ihrem Gurt zog, liess mich kurz erstarren, bis ich das Gefühl der Verfolgung wieder abschüttelte und mich wieder entspannte. Ich sah zu ihr hinüber. Die Sonne spiegelte sich in der Klinge. Fasziniert sah ich auf die Lichtflecke, die so an die Wand geworfen wurden. Ich mochte die Sonne, auch wenn ich mich ihr nie wirklich aussetzte. Sonne war Feuer und das Feuer war ich. Lächelnd hielt ich eine Hand mit der Innenfläche oben, vor mich hin und konzentrierte mich. Langsam wurde es warm, bis eine kleine Flamme auf meiner Hand tanzte. Sie konnte mich nicht verletzen, denn ich beherrschte sie, nicht sie mich.

In Gedanken versunken, tauschte ich das Messer gegen einen Dolch aus und begann ihn in die Luft zu werfen, nur um ihn Sekunden später blitzschnell wieder an dem spitzen Ende aufzufangen. Dies wiederholte ich mehrere Male, ehe die leichte Ruhe, die mich immer überflutete, wenn ich das harte Metall in meinen Händen spürte, sich verflüchtigte. Mit der gewohnt starren Miene ließ ich meinen Blick durch den Salon schweifen, ehe mein Blick auf meine einzige Gesellschaft fiel. Stumm beobachtete ich Chyiokos Spiel mit dem Feuer.

(So bin schlafen :* Gte Nacht :*)

(Nachti)

Immer wenn ich mich auf meine Gabe konzentrierte, vergass ich alles um mich herum. Ich hatte mein gesamtes Leben auf der Flucht verbracht, gelernt immer vorsichtig und achtsam zu sein. Doch wenn ich meine Gabe einsetzte, dann verlor ich mich oft darin. Manchmal dachte ich, dass ich Bilder in den Flammen sah, Bilder meiner Vergangenheit, doch das war nur Einbildung. Doch auch diesmal formten sich wieder Gesichter, die ich schon längst begraben und vergessen geglaubt hatte. Ich blinzelte und schloss meine Hand um die kleine Flamme, erstickte sie genauso, wie ich die schlechten Erinnerungen erstickte. Ich sah auf und bemerkte, dass mich Amaya beobachtete. "Keine Sorge, ich fackel schon nicht alles ab." Ich beherrschte meine Gabe perfekt.

"Das habe ich auch nicht behauptet", erwiderte ich mit leiser, melodischer Stimme.
Schon in meiner Kindheit wurde ich oft wegen dem schönen Klang bewundert, einer der Gründe, wieso ich mich auf der Never gegen Kunst und für Musik entschieden hatte. Ein weiterer Grund war natürlich meine Liebe zur Musik und die Tatsache, dass ich in dem Komponieren von Liedern und dem Singen selbiger ein Ventil für meine Gefühle gefunden hatte, ohne schief angesehen zu werden, was wiederum der Fall war, wenn ich rauchte, auch wenn die Vampire versuchten, ihr Befremden nicht allzu offensichtlich zu zeigen. Nur, ich war alles, aber nicht dumm, ich wusste sehr wohl, was viele dachten oder worüber sie tuschelten, wenn ich nicht anwesend war oder wenn sie dachten, ich hätte sie nicht im Blick und Ohr. Aber ich hatte auch meine Informanten, die mich ab und zu mit dem Wissen versorgten, dass ich nicht selbst mitbekam, Vampire, die hofften, so in meiner Gunst aufzusteigen. Kleine, madige, heuchlerische Würmchen ... ich war zwar nicht einmal auf sie angewiesen, nicht wirklich jedenfalls, aber ich ließ sie einfach mal in dem Glauben. Und zudem waren manche Sachen interessant ... kenne deinen Feind und so. Die meisten Informationen bekam ich jedoch auch selber noch mit, wenn ich nicht direkt anwesend war, das Gehör von uns Reinblütern war sowieso noch ein Stück feiner, unsere Sinne noch eine Stufe geschärfter. Ich war also oft bestens informiert, doch auch wenn viele tuschelten, war es mir schlichtweg egal. Die meiste Zeit jedenfalls. Sowieso trauten sich nur wenige, offen etwas zu sagen, was mich verärgern konnte. Ciel und ich hatten sie also perfekt in der Hand. Meine Gedanken glitten kurz zu dem anderen Reinblüter, ehe ich meinen Dolch wieder am Gurt befestigte und in einer fließenden Bewegung von der Fensterbank rutschte, meine Füße sanken in dem weichen Teppich ein. Da mir immer wieder Strähnen ins Gesicht fielen, löste ich schließlich den Zopf auf, verstaute den Haargummi in der Tasche und fuhr mir mit beiden Händen durch mein blondes Haar.
"Feuer ist äußerst faszinierend, nicht wahr?", ich legte die Hände auf die Sofalehne und sah Chyioko direkt an.

Typisch für diese überheblichen Level A. Sie denken, dass sie die Spitze der Nahrungskette waren, doch auch wenn sie mächtiger, als wir waren, waren sie nicht unverwundbar. Ich hasste sie fast so sehr, wie ich Jäger hasste, die uns hier zusammen pferchten, als wenn wir Vieh wären. Immer noch völlig kalt sah ich sie an. Ich hatte noch nie Angst vor ihr gehabt. Sie konnte mich schneller töten, als ich aufstehen könnte, das war mir klar, doch sie würde nicht unverletzt daraus hervor gehen. Ich hatte gelernt mein Schwert zu benutzen, bevor ich wirklich laufen konnte. Seit fast 200 Jahren jagte mich nun schon meine Familie und sie haben es immer noch nicht geschafft, mich zu töten. Ich war stärker, als man mir ansah, was aber auch mit meiner Gabe zusammen hing. Feuer war eine mächtige Waffe, die ich einsetzte, wenn es sein musste. "Ist es, ja. Ape-kamuy schien bei meiner Geburt ihren häuslichen Herd verlassen zu haben, um mich zu segnen." Sie war auch die Richterin im Totenreich, was ziemlich gut passte, denn ich hatte mein Leben der Rache an meinem Vater gewidmet. Wenn sie mir weiter so hold war, würde ich mich ihrer Gunst würdig erweisen.

Chyiokos kalten Blick quittierte ich nur mit dem Heben einer Augenbraue. Wenn sie mich einschüchtern wollte, so hätte sie früher aufstehen müssen. Natürlich war mir ihre Geschichte nicht fremd, die Tochter von Li Zicheng ... die Gejagte ... all diese Fakten waren mir dank meiner Eltern bekannt.
"Du willst Rache, nicht wahr?", ich beugte mich knapp über ihre Schulter und hauchte ihr die Worte ins Ohr. "Rache für deine Mutter, das ist verständlich, aber ich habe nichts damit zutun, also hör auf, deinen Hass, den du auf deinen Vater hast, auf mich zu projizieren", danach richtete ich mich wieder zur vollen Größe auf und ging zum Fenster zurück.

Als sie den verhassten Namen aussprach, musste ich mich beherrschen, um sie nicht gleich gegen die nächste Wand zu knallen. Doch ich hatte einen guten Selbsterhaltungstrieb und auch wenn ich ihr keinen Respekt zollte, wollte ich den Morgigen Tag noch erleben. "Ihr seit alle gleich. Ihr denkt doch nur an euch und eure Reinheit. Denkt dass wir nichts wert sind, nur weil unser Blut vermischt wurde. Komm schon kleines Prinzesschen, du würdest mich doch niemals hier dulden, wenn es nach dir gehen würde." Ich hatte meine Position keine Sekunde verändert, denn es hätte nichts gebracht. Ich war nicht dumm, ich wusste, dass sie mich nur mit einem Gedanken töten könnte. Doch indem ich sitzen blieb, zeigte ich ihr, dass es mir egal war wie gut sie war....als ob es sie interessieren würde. Ich schüttelte innerlich den Kopf, wieso musste ich mich immer wieder auf diese Diskussionen einlassen? Ich war nur hier, weil ich sonst vermutlich schon längst tot wäre. Nevermore bot mir einen gewissen Schutz, den ich auszunutzen wusste.

"Und du bist nicht nur eine kleine, respektlose Göre, sondern auch noch blind und naiv", auch wenn sie älter war, schreckte es mich nicht davor ab, ihr meine Meinung direkt zu sagen. Ich hatte kein Problem mit Edelblütern oder den Level-C-Vampiren, die einzigen, die mich sauer aufstießen und bei denen meine Abneigung keine Grenzen kannte, waren die Level-E-Vampire, die Endlevel, die Killermaschienen. Sie konnten zwar nichts für ihr Schicksal, das war mir nur zu gut bewusst, dennoch ... ich konnte sie nicht leiden, sie waren abnormal, gehörten nicht zu uns, waren eine Gefährdung unseres Geheimnisses. Sie durften nicht existieren. Ich drehte mich mit dem Rücken den Fenster zu, lehnte mich leicht nach hinten und sah das Mädchen im Sessel an.
"Mach mich nicht für das verantwortlich, was dein Vater getan hat oder für die Wahnvorstellungen deiner Großmutter, scher' gefälligst nicht alle über einen Kamm, klar?!", meine Stimme klirrte wie Eis und die Temperatur im Raum fiel drastisch ab, meine sonst so eisblauen Augen glühten rötlich auf. "Und in einen Punkt irrst du dich, kleine Feuerlady, ich habe keinen Grund, dich hier nicht dulden zu wollen. Solange du mich in Frieden lässt, sehe ich auch kein Problem deiner Anwesenheit auf diesem Gelände ...", ich zog meinen Zauberstab. "Accio Zigaretten", das brauchte ich jetzt ernsthaft. Als ich die rote Packung in der Hand hielt, öffnete ich das Fenster und zog mich wieder auf die Sims. In diesem Teil war es schattiger, die Sonne reizte meine Augen nicht und ich zündete die Nikotinstange an, nahm einen tiefen Zug.
"Und was ist mit dir? Du siehst auch nur das, was du sehen willst, Kurajama", fügte ich noch hinzu und sah dann wieder nach draußen.

"Hab ich einen wunden Punkt getroffen?" Ich lächelte kalt vor mich hin. Es war schwer sie aus ihrer Reserve zu locken, doch ich schaffte es doch meistens. Ich seufzte leise auf. "Ich weiss, dass ich alle über einen Kamm schere, doch meistens habe ich damit auch Recht. Ich bin selten einem begegnet, der nicht so dachte. Doch Ausnahmen bestätigten nun mal die Regel. Wenn ich bei dir damit falsch liege, dann bitte ich um Entschuldigung." Ich war mir nicht zu schade meine Fehler einzugestehen. Als sie sich ihre Zigaretten herzauberte, rümpfte ich die Nase. "Ich verstehe einfach nicht, was man daran gut finden kann." Ich konnte den Sinn und Zweck nicht verstehen, was es einem brachte sich diesen übel riechenden Rauch in die Lungen zu ziehen, auch wenn es für uns keine Konsequenzen hatte oder zumindest weniger als bei den Menschen. Auf ihre letzte Bemerkung meinte ich nur. "Ich sehe das, was man mir zeigt." Schliesslich versteckten sich alle hier hinter ihren Masken, die die meisten so perfektioniert hatten, dass man selten einen Blick dahinter erhaschen konnte.

Ich schnipste die Asche von meiner Zigarette und beobachtete den Flug der feinen Teerstäubchen den Steinplatten draußen entgegen.
"Vielleicht, vielleicht auch nicht", sagte ich leise und blieb in meiner Position, das rechte Bein angewickelt unter mir und den Oberkörper leicht dem Fenster zugewandt.
"Du bist kein Level-E und auch kein Jäger, dem entsprechend habe ich auch kein Problem deiner Anwesenheit", noch einen Zug und ich schloss die Augen. Ich wusste, was sie meinte, viele meiner Artgenossen dachten immer noch, dass die anderen Vampire weniger bis gar nichts wert waren und früher hatte ich auch so gedacht, das stritt ich auch nicht ab, aber seit ich Marissa kannte, hatte sich meine Meinung ein wenig verändert und meine starre Weltansicht war ein wenig lockerer, liberaler geworden. Was ich immer noch zum Kotzen fand, war die Heuchelei mancher niedrigen Vampiren. Respekt schön und gut, das erwartete ich auch und Respekt bekam ich so oder so. Es gab nur wenige, die so wie Chyioko tickten und uns nicht anders behandelten, uns keinen Respekt zollten, aber das war mir manchmal sogar lieber als Heuchelei und Schleimerei, die solch eine schmierige Spur nach sich zog, dass man darauf ausrutschen konnte.
"Angenommen", fügte ich noch hinzu und schenkte ihr sogar ein schwaches, aber doch ernst gemeintes Lächeln.
"Du muss sie ja nicht konsumieren"; ich sah auf meine immer kleiner werdende Zigarette und schmiss dann den Stümmel weg. In hohen Bogen flog er durch die Luft und landete im Mülleimer auf dem Hof. Auf ihre letzte Worte seufzte ich nur auf. Masken. Ein Spiel, das die wahren Gefühle verbirgt, verschleiert. Ein Schutz für meinesgleichen. Wir konnten uns einfach keine Schwäche erlauben, sonst waren wir Futter für die Machtgier anderer Vampire. Die meisten dachten, wir seien unbesiegbar, die Götter unserer Rasse und wir spielten ihr Spiel, ließen sie in den Glauben, um uns zu schützen. Dabei waren die meisten Reinblüter Wesen mit Gefühlen, die genauso Schmerz, Trauer, Glück und andere Gefühle empfinden konnten, die sich auch nach Liebe und wahrer Anerkennung sehnten, die wollten, dass man sie um ihretwillen akzeptierte und respektierte und nicht wegen der äußeren Hülle, des gesellschaftlichen Standes, des Blutes wegen. Ich hatte bisher nur wenige Vampire kennen gelernt, die mir eben das gegeben hatten und die nicht zu den Level-A gehörten. Und eine davon war Marissa ... und damals auch Eric, Talinas bester Freund, der heimlich in sie verliebt gewesen war und ihren Tod nie überwunden und sich schließlich gegen das Weiterleben entschieden und meiner Schwester gefolgt war. Ich schüttelte den Kopf, um die Schatten der Erinnerung zu verdrängen. Stumm sah ich aus dem Fenster, die Arme auf meinen Schoss übereinander verschränkt.