Jeder der so lange lebte wie wir, hatte seinen Rucksack zu tragen und mir schien, dass ihrer genauso schwer war wie meiner. Ich hatte mich nie wirklich mit ihr befasst, denn ich hielt mich normalerweise eher im Hintergrund, sprach nur mit Anderen, wenn es sich nicht vermeiden liess. Anscheinend lernte sogar ich manchmal dazu. "Diese Dinger stinken, danke aber nein danke, die Luft ist hier oftmals schon genug verpestet." Auch wenn ich mehrheitlich nur den Duft ihres Blutes wahrnahm, war das genau das Schlimmste, wenn man sich täglich mit diesen ekelerregenden Tabletten ernähren musste. Ich lächele ihr zu, stand auf und setzte mich ihr gegenüber ins Fenster. Ich zog meine Beine hoch, umschlang sie mit meinen Armen und legte mein Kinn auf meine Knie, dabei sah ich aus dem Fenster. "Glaubst du, dass unsere Anwesenheit durch die Hogwartsianer entlarvt werden könnte?" Auch wenn ich die meiste Zeit hasste, die ich hier verbringen musste, da draussen hatte ich kaum eine Chance zu überleben, solange meine Familie hinter mir her war.

Ich löste den Blick von dem Abbild draußen und sah wieder zu Chyioko, die sich mir gegenüber niedergelassen und mein Lächeln erwidert hatte. Kurz dachte ich nach.
"Nein, das denke ich nicht. Wir werden uns so gesittet benehmen wie bisher und sollte es jemand wagen, aus der Reihe zu tanzen ...", ich ließ den Satz offen, jedoch verschwand das Lächeln und mein Blick wurde so kalt wie die Farbe meiner Augen. Eisblau. Wie Eis. Kalt und unnahbar. Man sollte es nicht wagen, mich oder Ciel zu erzürnen und das würde unweigerlich geschehen, sollte sich jemand von der Night-Class verdächtig verhalten. Ich streckte meine Beine aus und spürte das Blut wieder in meine Glieder fließen.

Ich grinste sie an. "Mir brauchst du das nicht zu sagen, denn du weisst genauso gut wie ich, dass die Nevermore meine einzige Chance ist zu überleben. Ich glaube auch nicht, das einer der Anderen aus der Reihe tanzen wird. Meine Sorge liegt bei den neugierigen neuen Schülern, die sich nun alle auf dem Gelände herum tollen werden." Man sollte die Neugier nie unterschätzen, denn die machte die meisten unvorsichtig und die meisten auf Hogwarts werden sich vermutlich gleich ins nächste Abenteuer stürzen, nachdem sie so heroisch aus dem letzten hervorgegangen waren. Es war erstaunlich entspannend, mal nicht immer auf der Hut zu sein, auch wenn ich tief in mir drin nicht vergessen konnte was sie für mich verkörperte. Doch ich hatte mir vorher nie die Mühe gemacht, sie besser kennen zu lernen. Vielleicht bekam ich ja die Gelegenheit sie irgendwann mal ohne ihre Maske zu sehen, denn sie schien ein interessantes Individuum zu sein.

"Dir nicht, das stimmt, allerdings ist nicht jeder hier so besonnen und vorsichtig, manch einer legt es ja gradezu darauf an, uns zu entlarven", ich sprach ruhig und mit klarer Stimme, verbarg jede Emotion. Das wurde mir von klein auf beigebracht und es war nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, diese Ruhe abzulegen. Manche Gewohnheiten änderten sich eben nie. "Ja, das ist mir nur zu gut bewusst, deine Großmutter ist zu 99 % des Tages ein gerissenes Miststück", es war mir egal, dass Xiao Sheng wie ich war. Ein Reinblut. Ich würde diesen Wahnsinn nie verstehen. Ich verstaute die Zigaretten in der kleinen Tasche an meinem Gurt und überprüfte auch den Sitz der Waffen. Viele verstanden das nicht, aber seit Talinas Tod hatte ich mich nie wieder von diesem Gurt getrennt, auch wenn diese Waffen bei geboren Vampiren keinerlei Wirkung zeigten. Allerdings fand ich die Kampfkunst mit Schwerten, Dolchen und Messern faszinierend ebenso wie die Waffen selber. Ich musterte die Vampirin vor mir. Wenn man mal davon absah, dass sie zu 99 % ades Tages ihren Hass offen zelebrierte, konnte man sich eigentlich ganz gut mit ihr unterhalten, auch wenn ich mich selten mit jemanden wirklich und ernsthaft unterhielt.

Ich konnte nicht anders als leise zu lachen, als sie meine Grossmutter so treffend beschrieb. "Leider denken die älteren immer noch gleich wie sie. Erst die jüngeren, wie du scheinen langsam zu begreifen, dass wir auch ohne reines Blut Respekt verdienen. Doch ich werde es ihr eines Tages schon noch in ihren Schädel hämmern." Eines Tages würde ich den von ihrem Körper trennen und ihr Herz zu Asche verbrennen, damit ich es um meinen Hals bei mir tragen konnte. Ich beobachtete sie, wie sie ihre Waffen kontrollierte, sie schien es unbewusst zu machen, genau wie ich unbewusst jedem Reinblut mit Misstrauen und Hass entgegen trete. "Wir werden am Anfang eben einfach etwas vorsichtiger sein müssen, dann werden sie schon nicht allzu sehr aus der Reihe tanzen." Ich machte mir nicht allzu viele Gedanken über meine Art, die neuen Schüler machten mir mehr Sorgen, denn auf die konnte ich nicht selbst einwirken.

First post:

Mit einem kühlen, gefassten Gesichtausdruck kam ich die geschwungene Treppe aus dem ersten Stock in den Salon hinunter. Wie eigentlich immer war ich vortrefflich gekleidet, fast komplett in schwarz, was meine sowieso schon sehr ausgeprägte Präsenz noch ein wenig verstärkte.
Der scharfe Geruch von Bluttabletten wehte zu mir herüber als ich am Treppenende ankam und den Salon durchquerte, ich nickte Amaya und Chyioko kurz zu und ließ mich mit einer fließenden Bewegung auf einem der teuren Sessel sinken. Wortlos hörte ich die letzten Worte der beiden Vampirinnen mit an und lehnte mich dabei ein wenig zurück, die Beine überschlagen. Es ging natürlich - wie zu erwarten - um die anrückenden Schüler der Hogwartsschule. Die Nachricht hatte sich auch bei uns wie ein Lauffeuer verbreitet.

Ich hob den Kopf, als Ciel auftauchte und nickte dem anderen Reinblüter knapp zu. Er war wie immer fast komplett in Schwarz gekleidet, jedoch hätte ich etwas anderes auch nicht erwartet. Stumm hörte ich Chyioko zu und nickte dann, sagte jedoch nichts mehr. Mein Blick glitt erneut aus dem Fenster und ich lehnte mich gegen den Rahmen, atmete die warme, frische Luft ein.

Ich wandte den Kopf, als Ciel den Salon betrat. Wie immer war er in schwarz gekleidet, was mich leicht zum schmunzeln brachte. Ich trug lieber weiss, weil es meine blasse Haut nicht so sehr unterstrich. Ich nickte ihm kurz zu und liess meinen Blick kurz über seinen Körper gleiten. Was soll ich sagen? Ich war trotz allem auch nur eine Frau und er sah heiss aus. Klar wusste ich, dass ich nicht in sein Beuteschema passte, doch ansehen durfte ich ihn ja trotzdem. Wie immer verbarg ich alles hinter meiner leicht herablassenden, kalten Maske. Nur weil ich mich gerade mit Amaya unterhielt, hiess das nicht, dass ich meine Einstellung ihnen gegenüber sofort änderte.

Und schon war Stille eingekehrt. Darüber musste ich sogar ein wenig schmunzeln, auch wenn ich nichts gegen Stille hatte, sie war mir sogar meistens lieber als wenn es laut um mich herum war. Zum Beispiel bei dem Klassenwechsel an den Abenden, das war einfach nur nervtötend.
Dennoch trug ich immer das kühle, höfliche Lächeln auf dem Gesicht wenn wir über die Brücke zum Schulhaus gingen, ich zeigte sowieso nur sehr sehr selten, was ich wirklich fühlte, Schuld daran war einfach meine strikte Erziehung.
Mein Blick ruhte kurz auf Amaya, die aus dem Fenster hinaussah, ehe ich Chyioko ansah und eine Augenbraue hob.
"Ich wollte euch nicht unterbrechen, ihr dürft ruhig weiterreden.", sagte ich nach einer kleinen Weile und grinste sogar leicht.

Als Chiyoko Ciel ansah, musste ich schmunzeln. Das war doch mal wieder so typisch. Die Mädels rissen sich um den Reinblut - ob Vampir oder Mensch.
"Können schon, aber die Ruhe ist auch ganz angenehm", erwiderte ich und sah wieder aus dem Fenster. In der Ferne hörte ich die Dayclass herumlaufen.

Als ich das Schmunzeln von Amaya bemerkte, grinste ich sie kurz an und zuckte leger mit einer Schulter. "Unser Thema ist vermutlich das Gleiche, wie in ganz Nevermore...die Ankunft der neuen Schüler und was für Schwierigkeiten das mit sich bringen könnte." Fasste ich es mal kurz zusammen. Ich mochte die Ruhe, doch umgeben von zwei Reinblütlern fühlte ich mich nicht so locker, wie ich gerne gewesen wäre. Ich war wieder zum Sprung bereit, auch wenn ich mich deswegen rügte. Doch ich war seit fast 200 Jahren auf der Flucht und konnte eben nicht so schnell aus der Haut. Um meine Anspannung zu überspielen, strich ich mir eine Strähne hinters Ohr und liess eines meiner Beine herunter baumeln.

"Ich sehe keine Schwierigkeiten.", sagte ich und legte meinen rechten Arm auf der Sessellehne ab während ich Chyioko musterte. In einem gleichmäßigen Rhythmus begann ich auf der Lehne zu trommeln während ich meinen Blick auf der Vampirin ruhen ließ.
"Was für Probleme siehst du?", wollte ich wissen und setzte mich ein wenig auf, ich war eigentlich niemand, der so direkt fragte, doch irgendwo interessierte es mich tatsächlich, was die anderen darüber dachten. Ich sah in meinem Inneren zu sehr auf die Menschen herab als dass ich es für möglich hielt, dass sie unser Geheimnis lüften könnten.

Er kannte die menschlichen Schwächen nicht, sah sich immer nur als die Überlegene Rasse, der niemand etwas entgegensetzen konnte. "Es werden viele neue Schüler gleichzeitig hier ankommen, die sich einer neuen Schule und neuen Schüler gegenüber sehen. Sie haben gerade einen Krieg gewonnen. Viele von ihnen standen dabei an vorderster Front. Sie haben es nicht überlebt, weil sie sich immer an die Regeln gehalten haben. Und nun wird ihnen eine Schule vorgesetzt, die ein grosses Geheimnis umgab. Sie werden von den anderen Day Class Schülern Gerüchte hören und sie werden anfangen herum zu stöbern. Wir können nicht alle gleichzeitig beobachten und du weisst selbst, dass einige von uns nicht so vorsichtig sind, wie sie sollten." Ich zog mein Bein wieder hoch und legte mein Kinn auf den Knien ab, sah zu Ciel und versuchte einzuschätzen, ob er eine Gefahr sah oder nicht. "Neugierde ist nun mal der Katze Tod."

Stumm hörte ich den beiden zu und hing meinen eigenen Gedanken nach. Eigentlich dürfte es kein großes Problem darstellen, dachte ich jedenfalls, aber Chyioko hatte es geschafft, dass mir Zweifeln kamen. Ich ließ mir nichts anmerken und sah Ciel nachdenklich an. "Wir können sie nicht alle im Blick behalten, das stimmt, allerdings denke ich auch nicht, dass alle Menschen so schlau sind, um uns zu entlarven und sollte es jemand wagen, sich mit Absicht Fehltritte zu erlauben ...", ich glitt von der Fensterbank und lehnte mich dagegen, die Ellbogen gegen die Sims gestützt.
"Wie siehst du das?", fragte ich direkt und sah Ciel aus kalten, blauen Augen an.
Er mochte zwar noch ein Stück stärker sein als ich, dennoch hatte ich mich ihm noch nie wirklich gebeugt oder war mit ihm so umgesprungen wie die anderen Vampire.

"Vertraust du uns etwa nicht, dass wir alle unter Kontrolle halten, die nicht von Natur aus schon vorsichtig genug sind?" Aus meiner samtweichen Stimme klang die leicht mitschwingende Drohung wie ein scharfes Messer, dass durch Luft schnitt. Ich lächelte Chyioko an und erhob mich schließlich aus meiner sitzenden Position und mir eine der überall im Haus Mond herumliegenden Bluttabletten in einen der Kristallpokale zu werfen. Während die Tablette sich zischend auflöste und das Wasser rot färbte sah ich durch die Fenster hinaus ins Freie.
Mit Absicht Fehltritte erlauben. Milde lächelnd nahm ich den Kelch zur Hand und nahm einen Schluck der roten Flüssigkeit, drehte mich dabei wieder zu den beiden Vampirinnen um. Niemand würde es wagen...

Hach wie ich seine Überheblichkeit liebte. Innerlich verdrehte ich die Augen. "Es geht nicht darum, dass ich euch nicht vertraue...", was ich nicht tat,"...sondern eher, dass ich den Anderen zutraue, dass ihre Neugier grösser, als die Angst vor euch ist." Denn es war nichts anderes als Angst und daraus ergab sich nie etwas gutes, denn aus Angst wurde Unzufriedenheit und einige hier würden alles tun, um Ciel oder Amaya einen auszuwischen, auch wenn sie dabei das Risiko einginge, dass sie von ihnen bestraft wurden. Doch den meisten war das egal, genau wie mir, sollten sie mich doch bestrafen, ich würde mich trotzdem eher gegen sie wenden, als für sie zu sein. Ich konnte 200 Jahre Hass eben nicht einfach so ablegen, nur weil sie es wollten. Mein Blick lag kurz auf dem Glas in seiner Hand, doch ich nahm diese Dinger nur zu mir, wenn ich wirklich Hunger hatte. Ich hasste sie fast noch mehr als das ich die Reinblüter hasste.

Ich nickte als Zustimmung und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Sims, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Sie werden es nicht wagen, Angst macht fügsam", und gegen die reinblütigen Befehle kam so gut wie keiner an. Ich stieß mich von der Sims ab und ging zu dem kleinen Beistelltisch, nahm mir noch ein Glas, schraubte die Wasserflasche auf und goß mir etwas ein, ehe ich eine weitere Bluttablette auflöste. Auch wenn ich die Dinger hasste, es stillte doch den Durst, der immer noch in meinem Inneren tobte.

"Wer redet denn von Angst?" Sarkasmus legte sich bitter in meine Stimme als ich Chyioko anlächelte. In einer fließenden Bewegung stand ich auf, stellte das geschliffene Kristallglas neben mir ab und ging auf die Vampirin zu.
"Sag, Chyioko, mache ich dir Angst?", wollte ich wissen als ich direkt und ziemlich dicht vor ihr stand und auf sie heruntersehen konnte.
Noch immer war meine Stimme ruhig und gefasst, mein Lächeln kühl und perfekt.
Garantiert würde sie verneinen, denn damit würde sie ausdrücken, dass sie unzufrieden war. Doch es war niemandem gestattet, unzufrieden zu sein.
Es gab keine Entschuldigung, keine Ausrede, um sich dafür zu rechtfertigen, dass man gegen die Reinblüter war.

Meine Instinkte liefen auf Hochtouren, denn er stand so nah vor mir. Doch ich durfte ihn weder angreifen, noch provozieren, nicht weil er mich verletzt hätte oder getötet, sondern weil ich diesen schönen Teppich nicht mit SEINEM Blut beflecken durfte. Seit ich laufen konnte, hatte ich dafür trainiert meinen Vater zu töten, ich wusste dass ich, wenn es um einen Kampf ginge ihm ebenbürtig wäre, doch er würde nicht kämpfen, er würde nur feige seine Macht einsetzen, denn so waren sie nun mal. "Wieso sollte ich Angst vor dir haben? Nein, ich habe keine Angst, weder vor dir noch vor ihr." Ich nickte kurz in Amayas Richtung. Ich hatte mich keinen Millimeter bewegt, auch dass ich angespannt war, merkte man mir nicht an. Ich hatte lange trainiert und mir konnte man meine Gefühle nicht mehr ansehen...naja was man nicht hat, kann man auch nicht zeigen. Sie hatten beide die Macht, mich mit einem Wimpernschlag zu töten, doch mir war das egal. Ich würde mich ihnen nie fügen, ich hielt mich nur an ihre Regeln, weil sie zu meinen Gunsten waren.

"So? Sehr schlau, kleine Feuerlady", meine Stimme blieb gelassen, nur ein Hauch an Sarkasmus ließ meine Stimmbänder leicht vibrieren. Mit einer einzigen fließenden Bewegung verließ ich meine Position und stand hinter Chyioko, so dicht wie Ciel. Jetzt war die Edelblüterin eingekesselt. Ihre Ruhe konnte nicht wirklich sein, das merkte ich. Niemand konnte sich so gegen uns stellen, auch wenn sie es sich einredeten und unsere Macht war für viele erstickend. "Na los, sag schon", auch wenn wir vorhin noch normal geredet hatten, ich ließ mich nicht von ihr für dumm oder unfähig verkaufen, gerade nicht von ihr, ich wusste meine Macht bewusst einzusetzen und bekam zu 99 % jeden noch so widerspenstigen Vampir in die Knie.