"Gut...denn das wollen wir ja nicht." Ich schenkte der Vampirin noch ein letztes Lächeln bevor mein Blick Amaya traf, die nun hinter Chyioko stand und sie von hinten anzischte. Ich löste meine Position und ging zurück zu dem Sessel, neben dem noch immer der Kelch mit dem Tablettenblut stand.
So als wäre nichts passiert, nahm ich wieder Platz und lehnte mich elegant zurück, doch entgegen meines ruhigen und gefassten Äußeren dachte ich innerlich über das Verhalten der Vampirin nach.
Ich konnte nichts mit Leuten anfangen, die sich auflehnten. Bei Gelegenheit würde ich da noch etwas gegen unternehmen.
Schließlich wurde Verrat mit dem Tod geahndet.

Ich musste mich ja gleich mit beiden anlegen. Ich ballte meine Hände zusammen, doch sonst liess ich mir nichts anmerken. Ihre pure Gegenwart schien mich schon zu erdrücken, doch ich hatte noch nie klein bei gegeben, bei niemandem. Nicht gerade eine meiner besten Eigenschaften, doch ich konnte es eben nicht ändern, ich nahm nicht gerne Befehle entgegen, was nicht hiess, dass ich mich quer stellen würde, nur das ich nicht fragte wie hoch, wenn sie sagten Spring. Ciel setzte sich wieder in den Sessel, doch Amaya blieb hinter mir stehen. Ich wandte leicht meinen Kopf. "Du behauptest du würdest meine Geschichte kennen, dann solltest du auch wissen, dass mir der Tod lieber ist, als vor einem Reinblut zu kuschen. Ich bin nicht wie die anderen Schleimer, die nur nach einem Blick von euch hecheln, was nicht bedeutet, dass ich eure Autorität nicht akzeptiere." Ich blieb einfach stehen, ich war neugierig, wie lange es ging, bis es sie langweilte. Ich empfand es als äusserst mühsam immer allen zeigen zu müssen, dass ich kein kleiner Wurm war. Normalerweise endete das damit, dass jemand blutete und zu 99% war nicht ich das.

"Du gibst uns jedoch nicht sonderlich viel Anlass, deinen Worten glauben zu schenken", meinte ich ruhig und gefasst und sah kurz zu Ciel, der im Sessel saß und nachdachte.
"Mag schon sein, dass du anders bist als die Meisten, nur pass auf, dass esnicht irgendwann auf dich zurück fällt, außerhalb der Never kannst du nicht überleben und bist du der Flucht nicht langsam leid?", ich trank mein Glas leer und drehte es hin und her, das leicht einfallende Sonnenlicht brach sich in den Glasstrukturen.

"Uuuhh beeindruckend.", sagte ich dunkel und neigte den Kopf zur Seite, den Blick auf die beiden Mädchen gerichtet, ein amüsiertes, dennoch überlegenes und kühles Lächeln im Gesicht. Irgendwann würde sie fallen, dann würde es ihr Leid tun, dass sie uns nicht einfach vertraute. Es erging allen so, die meinten, sie müssten sich gegen uns stellen. So hatte man es mir beigebracht und diese Einstellung hatte meine ganze Erziehung und damit auch mein gesamtes Dasein und Wesen geprägt. Mein Grinsen vertiefte sich ein wenig während ich das gefüllte Glas in meiner Hand ein wenig hin und her wiegte und dabei zusah, wie das rote Wasser darin schwappte.
"Lass sie, Amaya...es ist schon viel zu spät für sie.", sagte ich und stellte das Glas in einer fließenden Bewegung auf dem verzierten Tisch neben mir ab.

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Marissa kam mit wie üblich leicht überlegener Miene Salon, den blick dabei jedoch in Gedanken auf den Boden gerichtet. Sie strich sich eine ihrer langen, braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht, während sich die Tür hinter ihr schloss. Das Klackern ihrer schwarzen Pumps verkündete ihr Ankommen lautstark. Sie hob ihren Blick und entdeckte Ciel, Chiyoko und - zu ihrem Glück - Amaya. Unwillkürlich hob sie ihre Augenbrauen. "Was für ein nettes Zusammentreffen", kommentierte sie und grinste leicht.

War ich es leid? Ja. Würde ich mich deswegen allem widerstandslos beugen? Nein...das konnte ich einfach nicht. Doch diese Diskussion führte zu nichts, denn sie waren der Überzeugung, dass sie Recht hatten und ich wusste es besser. Ich trat an die Anrichte und bereitete mir eine der widerlichen Bluttabletten zu, setzte mich dann auf das Sofa und nahm einen Schluck. "Hallo Marissa." Ich nickte ihr kurz zu, nahm sie aber nicht weiter zur Kenntnis. Mein Blick ruhte kurz auf Ciel, doch dann konzentrierte ich mich auf einen Fleck an Wand, der war interessanter, währen ich das Glas langsam und nur in kleinen Schlucken trank. Nur so konnte man diesen widerlichen metallischen Geschmack ertragen. Wieso dachten Menschen immer, dass Blut nach alten Münzen schmecken musste? Es war so süss und leicht und man konnte sich leicht in dem Rausch verlieren, den es auslöste, wenn man es direkt von der Quelle trank. Ich vermisste die Zeiten, in denen ich Nachts auf die Jagd gehen konnte.

"Wie du wünschst", meine Stimme nahm einen amüsierten Ton an und ich drehte mich im selben Atemzug weg, in der das Edelblut sich an die Anrichte begab und eine Bluttablette gönnte. Wenn man überhaupt vom Gönnen sprechen konnte. Es gab keinen in diesem Haus, der sich mit heller Begeisterung das Zeug hinter die Binden kippte. Wir alle waren an frisches, süßes und heißes Blut gewöhnt und dieser Ersatz war wirklich ein flacher Witz dagegen. Ich hatte ein einziges Mal von einem Menschen getrunken - kurz nach Talinas Tod - als ich rasend vor Trauer und Hass gewesen war, jedoch verstarb der Mensch und die Gefahr eines neuen Level-E's war damit gebannt. Als ein Klackern durch die Luft hallte, hob ich den Blick und lächelte leicht.
"Hey", begrüßte ich Marissa, blieb jedoch mit dem Glas in der Hand an Ort und Stelle stehen und sah ab und zu wachsam in Chiyokos Richtung. Wer wusste schon, was der kleinen Feuerlady für aberwitzige Gedanken kommen würden ...

"Marissa." Ich neigte höflich und kühl lächelnd den Kopf als Amayas beste Freundin den Salon betrat. Bei ihrer stichelnden Bemerkung hoben meine Mundwinkel sich ein wenig in die Höhe und meine Amüsiertheit stieg noch ein wenig an. Um Marissa musste ich mir keine Sorgen machen, das wusste ich. Sie und Amaya waren wie Pech und Schwefel und Marissa würde nie auf die Idee kommen, sich uns irgendwie zu widersetzen.
Ich trank das Tablettenblut endgültig aus und ließ den Kristallkelch neben mir auf dem Tisch stehen als ich aufstand und an Amaya vorbei zu einem der hohen Fenster schritt. Mein Blick ruhte auf dem Hauptgebäude, in der weiten Ferne konnte ich vereinzelte DayClass Schüler auf dem Gelände ausmachen.

Sie nickte allen drei mit flüchtigem Lächeln zu und nahm sich dann eine Bluttablette. Diese Dinger waren so widerwärtig. Aber was sollte man tun? Während sie einen Schluck nahm, wanderten ihre Augen zwischen Amaya, die immer wieder verstohlene Blicke zu Chiyoko warf, Ciel, der jetzt am Fenster stand und die DayClass-Schüler anglotzte und Chiyoko, die - dastand und über irgendwas nachzudenken schien. Marissa ließ ihren Kristallkelch (?) sinken und bließ grinsend Luft aus ihrer Nase. "Ich hab die Stimmung gerettet", sagte sie und klopfte sich selbst mit der freien Hand auf die Schulter.

"Bekommst einen Orden dafür", meinte ich amüsiert und hob eine Augenbraue, als Marissa sich selber auf die Schulter klopfte.
Die Spannung war immer noch vorhanden, jedoch nahm ich sie nicht mehr so intensiv war wie noch vor wenigen Sekunden. Ich legte den Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite und ließ die Muskulatur im Nacken knacken. Autsch, war ich verspannt gewesen. Was Marissa anbelangt, um sie machte ich mir keine Sorgen, sie wäre nicht so dumm, uns zu verraten und sie war meine beste Freunde, ihr gehörte mein Vertrauen, wenn es auch eingeschränkt war, aber ihr vertraute ich weitaus mehr als manch anderen hier, bei denen das Vertrauen gleich null war. Jedoch konnte ich keinem grenzenlos vertrauen, nur mir selbst, dafür lebte ich zu lange, auch wenn das in Vampiraugen noch nichts war, und nach Talinas Tod war ich noch misstrauischer geworden, noch verschlossener.

Innerlich verdrehte ich die Augen. Diese Zurschaustellung von Freundlichkeit widerte mich an. Egal wie oft sie sagten, dass sie Freunde waren, ich glaubte ihnen nicht, denn dafür vertrauten sie den niederen Vampiren viel zu wenig. Für heute hatte ich genug Gesellschaft ertragen, ich stellte den Kelch auf die Anrichte, nickte ihnen kurz zu und verliess den Salon. Ich war noch nie sehr gesellig gewesen und den Beiden Reinblütlern so gelassen gegenüber zu stehen, kostete mich einiges an Kraft. Ich war immer auf dem Sprung, immer auf der Hut, falls sie doch ihre Masken fallen liessen. Ich brauchte frische Luft, doch in mein Zimmer wollte ich noch nicht. Ich streifte durch die Gänge des Wohnheimes und versuchte meine Spannung los zu werden.

tbc: irgendwo

Chyioko verließ den Salon und sofort spürte ich die deutliche Abnahme der Spannung. Auch ich selbst entspannte mich und schritt mit meinem halbvollen Glas Bluttablettenflüssigkeit zu einem der weißen Sesseln, wo ich mich niederließ und nach hinten lehnte. Die Beine überkreuzte ich und schloss meine Augen. Langsam trank ich den ekligen Inhalt meines Glases aus. Ich hasste es, doch leider war es momentan der einzige Weg, meinen Durst zu stillen. Im Gegensatz zu den anderen Vampiren konnte ich nicht so leichtsinnig sein und Menschen anfallen. Nicht, dass viele Vampire auf die Idee kämen, dafür fürchten sie sich vor Ciel und mir, aber dennoch kam es das eine oder andere Mal vor, auch außerhalb der Never. Seufzend stellte ich das Glas ab und dämmerte leicht weg.