Ich kniff die Augen zusammen und musterte den Montrose wieder misstrauisch, seufzte dann aber schließlich und ließ mich wieder auf der Bank fallen - schenkte dabei Maxim und Alissa ein ein wenig überforderten Blick. Himmel, was machte er ohne seinen Zwilling? Das war nicht normal, da stimmte irgendwas nicht - nervös schob ich eine Haarsträhne hinters Ohr und sah dann erst wieder zu dem Montrose.
"Äh nein, stop. Das hast du jetzt falsch verstanden, ich meine... ihr seid ja immer unter euch und so, ähm - natürlich seid ihr eingeladen."
Hilflos, wie ein keines Eichhörnchen sah ich wieder zu meinen besten Freunden, doch Maxim grinste mich nur breit an und schob die Hände in die Hosentaschen. "Ey nein, geht voll klar, wenn ihr kommt. Ich würde mich freuen." Maxim hatte noch nie wirklich ein Problem mit den Jungs gehabt. Er mochte sie, auch wenn sie komische Vögel waren.

Ich hob eine Augenbraue als Ivana sich hastig entschuldigte und sich korrigierte. Ein schmales Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und schon verspürte ich wieder dieses Gefühl, dass ich Zero dringend brauchte. Er konnte es einfach besser, mit anderen reden und sich integrieren.
Ich schenkte Maxim ein kurzes freches Grinsen und nickte, Zero und ich würden auf jeden Fall auftauchen, jedenfalls so lange wir uns von unseren Vertrauensschülerpflichten entbinden konnten. Aber es passierte ja sowieso nie etwas. Dafür waren die Vampire alle zu brav.
"Wo wollt ihr feiern?", hakte ich mäßig interessiert nach und schwang die Beine über die Bank, um mich richtig an den Tisch zu setzen.

"Im Wohnheim - und Maxik trägt die Verantwortung für alles." antwortete ich hastig, ehe es jemand anderes, also Maxim, tun konnte, der die Lippen angestrengt aufeinander presste und mir einen vernichtenden Blick zuwarf. Ich schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln und er wandte sich augenverdrehend von mir ab.
Ich selbst wandte mich wieder dem Montrose zu und konnte es mir nicht verkneifen, ihn ein weiteres Mal misstrauisch zu mustern. Frag ihn, wieso er allein ist. Nein, frag ihn, was er hier möchte. Es hat doch bestimmt einen Grund, wieso er allein hier aufgekreuzt ist. Vielleicht steht er auch Schmiere, damit sein Bruder irgendwas anstellen kann? Aber… in Speisesaal? Unrealistisch. Vielleicht hat er ein Geheimnis vor seinem eigenen Bruder… hach, ich würde nur zu gerne wissen, wem ich da gegenüber sitze…
"Sag mal, Montrose, wieso bist du alleine? Und- findest du es eigentlich nicht total ätzend, keine eigene Identität zu haben? Denn seitdem du hier bist, grüble ich darüber, wer du genau bist - Gideon oder Zero. Du bist ja keine eigenständige Person, muss doch ätzend sein, oder?" Erwartungsvoll sah ich den Zwilling an.

"Na, das kann ja nur gut werden.", sagte ich sarkastisch und musterte den blonden Superstar gegenüber von mir kurz. Er war in Ordnung, jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass ihm unsere Art und Weise, mit anderen umzugehen, nicht wirklich was ausmachte.
Als Ivana wieder zum Sprechen ansetzte sah ich sie nur ganz kurz an, mein vorheriges Grinsen verschwand. Es gab doch einen Grund, wieso ich andere Leute hasste. Genau wegen sowas. Was ging es bitte Ivana Hudson an, ob ich mich ätzend fühlte oder nicht. Mal abgesehen davon, dass es nicht wahr war.
"Es ist nicht ätzend, Hudson.", antwortete ich und schlug die Beine übereinander. "Wir sind Zwillinge, wir gehören nun mal zusammen und da ist es mir egal, ob du mich als eigenständige Person ansiehst oder nicht. Außerdem weiß ich, dass Zero - ja, ich bin Gideon, Miss Obvious - immer da sein wird und mich nie alleine lassen wird. Eine Tatsache, die man von deinen "Geschwistern" nicht behaupten kann, oder?"

"Mistkerl." rutschte es mir auf meiner Muttersprache über die Lippen - ein eindeutiges Indiz, dass ich mich persönlich angegriffen fühlte. Bei Merlin, was konnte ich denn schon dafür, dass er so empfindlich war? Aber deswegen meine Familie angreifen - das ging eindeutig zu weit. Wütend kniff ich die Augen zusammen und räusperte mich vernehmlich.
"Spar dir das, Gideon. Die Hudsons halten immer zusammen, merk dir das. Außerdem brauche ich niemanden, auf den ich mich verlassen muss - ich komm auch ganz gut alleine zurecht. Ich brauche niemanden, der mit mir Händchen hält."
Aufgebraucht verschränkte ich die Arme vor der Brust - wohl wissend, dass meine Worte nicht gerade freundlich waren. Oder auf irgendeine Art und Weise das gute Verhältnis zu den Zwillingen förderte. Aber ich hatte den beiden noch nie vertraut, wieso sollte sich das jetzt also ändern? Na also.

Mäßig beeindruckt hob ich eine dunkle Augenbraue, wahrscheinlich war das gerade ein sehr sehr böööses Wort gewesen, was mich aber wenig kratzte. Man kam bei mir nicht weit, wenn man versuchte, mich selbst zu beleidigen, jedoch brauchte man nur ein Wort gegen Zero zu sagen und ich wurde stocksauer.
"Ich soll mir das sparen? Überleg noch mal, wer hat angefangen und mich als uneingenständige Person dargestellt?" Ich rollte gespielt nachdenklich mit den Augen und legte einen Finger an mein Kinn. "Ach ja, Hudson, das warst du.", schloss ich und grinste die Blonde an. Selbst wenn es wahr wäre und einen gewissen Wahrheitswert hätte, was für einen Grund hatte Ivana mir das an den Kopf zu werfen? Ihre Worte kommentierte ich mit einem abfälligen "Tch" und wandte den Blick Richtung Tür.

Stumm hörte ich dem Streitgespräch zwischen meiner Schwester und einen der Montrose-Zwillingen zu und runzelte die Stirn. Allerdings hatte ich zu gute Laune, um mich zu streiten. Erst als Gideon meinte, uns anzugreifen, knurrte ich auf, aber da kam mir Ivana auch schon zuvor.
"Pass auf, was du sagst Montrose, wir sind vielleicht keine Zwillinge, aber wir halten dennoch zusammen", knurrte ich dennoch leise und atmete tief durch.
Nur nicht aufregen ...

Ich räusperte mich wieder, doch sagte nichts. Es war mir gerade einfach nur zu doof, mich mit diesem aufgeblasenen Dummschwätzer zu streiten. Sollte er sich doch zum Teufel scheren mit seinen Kommentaren und seiner Haltung - solange ich wusste, dass ich auf die Hudsons zählen konnte, würde er mich auch nicht provozieren können. Ich verfiel also in tiefes Schweigen und schmunzelte ein wenig, als sich Vika zu Wort meldete. Wir waren zwar nicht leibliche Geschwister, doch unsere Schicksale verbanden uns. Meine Gedanken schweiften ab und plötzlich fand ich mich in Serbien wieder - mein Vater würde ausrasten, wenn er das mitbekommen würde und ich würde wohl den restlichen Tag nichts zu essen bekommen. Ich schluckte und bekreuzigte mich reflexartig, ehe ich zusammen zuckte und schuldbewusst aufblickte. Doch entschuldigen würde ich mich keinesfalls.

~*~

Maxim stand stumm da und beobachtete die Szene. Er fühlte sich ziemlich unwohl, doch wollte er sich da nicht einmischen - es war nämlich klar, für wen er Partei ergreifen würde. Er merkte auch, wie Ivana gedanklich vollkommen abdriftete und nutze die Gunst der Stunde.
"Ähm, was hältst du eigentlich davon, dass die Hogwartsianer zu uns kommen, Gideon?"
Erwartungsvoll sah er den Jungen an und Hoffte inständig, dass er auf den Themenwechsel anspringen würde.

"Ich habs gecheckt, Ally.", murmelte ich und machte nicht mal mehr die Mühe, mich zu der Hudson umzudrehen, sondern sah immer noch in Richtung Tür.
"Wir sicher Hammer...", sagte ich als Maxim mich nach meiner Meinung bezüglich der anrückenden Hogwartsianer fragte. Auch wenn meine Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach. Um ehrlich zu sein, war es mir egal, ob das Schulhaus nun doppelt so viele Schüler beherbergte oder nicht.
Alles was mich interessierte war..."Zero!" Endlich!
Sofort schloss ich die Arme um meinen Bruder und bettete meinen Kopf auf seiner Schulter als er sich auf meinen Schoß setzte und in die Runde grinste.
"Du hast so lange gebraucht...", sagte ich leise.

Gott sei dank hatte ich eine solch gute Laune, ansonsten wäre ich Gideon vermutlich noch an die Kehle gesprungen, ich hasste diesen Spitznamen. Ally. So hatte mich meine leibliche Mutter immer gerufen und mit diesen Namen verband ich immer nur Alexandra. Auch wenn ich in den Hudson eine neue und liebevolle Familie gefunden hatte, würden die Schatten der Vergangenheit mich niemals loslassen. Erst als Zero auftauchte, wich die Spannung in der Luft etwas und ich schloss die Augen, lehnte mich mit dem Kopf gegen die breite Fensterfront.

cf: Bänke auf dem Gelände

Ich betrat den Speisesaal und sah mich erst mal um. Es waren nicht gerade viele hier, doch die die hier waren, schienen sich in einer regen Unterhaltung zu befinden. Ich holte mir erst mal Toast und einen Kaffee, damit ich wenigstens etwas in den Magen bekam. Mit meiner Beute setzte ich mich zu den Anderen. "Hey Leute, alle schon so munter?" Normalerweise waren um die Zeit nicht so viele wach, vor allem, wenn kein Unterricht war. Ich biss von meinem Toast ab und trank einen Schluck von meinem Kaffee, leerte dann doch das zweite Zuckerpäckchen noch hinein, bis ich mit dem Geschmack zufrieden war.

"Morgen Faith", begrüßte ich die Vertrauensschülerin, die plötzlich aufgetaucht war mit einem fröhlichen Grinsen und ließ dann die anderen stehen, hüpfte zu ihr und Alaska (ist sie dabei xD?) rüber. "Ihr habt es doch schon gehört, oder? Wie findet ihr, dass Nevermore diese Schüler aufnimmt?", fragte ich begierig und sah meine neuen Gesprächpartner an. Ich selbst hatte mich noch nicht entschieden, wie ich es finden sollte. Einerseits freute ich mich schon irgendwo, dafür war ich ein zu sozialer Mensch, der schnell und gerne neue Kontakte knüpfte -und außerdem wäre Phoebe auch dabei - aber andererseits ging mir ja das Gekreische der Dayclass bei dem Klassenwechsel sowieso schondermaßen auf die Nerven. Ob die Neuen auch so waren? Ich hoffte es nicht.

"Morgen Alissa. Du bist ja schon früh aufgekratzt, wie machst du das nur?" Ich lächelte sie an. Es war ja eigentlich erfrischend, wenn jemand so früh schon so gute Laune hatte, doch ich brauchte erst mal mindestens einen Kaffee, bevor ich das wirklich ertrug. Doch dafür konnten die Anderen ja nichts. "Ich finde es interessant, dass wir neue Schüler bekommen." Dann können sie sich mal auf die Neuen konzentrieren, als dauernd um das Mond Studentenheim herum zu lungern, wo sie nichts zu suchen hatten. Ich nahm einen weiteren schluck von meinem Kaffee, der meine Lebensgeister langsam in Schwung brachte. Ich lebte fast schon von Koffein, doch mit den dauernden Nachtschichten konnte man kaum anders. Ich liess kurz den Blick über die Anderen schweifen und verdrehte die Augen, bei dem Anblick der Zwillinge. Mir war es ja völlig schnuppe, ob sie wirklich was miteinander hatten oder auch nicht. Solange sie nicht auf die Idee kamen, mich da irgendwie einzubauen. Doch eigentlich fand ich sie unterhaltsam, auch wenn ich nie wusste, mit wem ich es zu tun hatte. "Sonst noch was neues, was ich verpasst habe?"

Ich kraulte Gideon faul den Nacken und grinste ihn dann von der Seite an. "Tut mir Leid...", schnurrte ich und drehte mich um als Faith und Alaska in die Halle kamen. Ich schenkte den beiden Mädchen, ihres Zeichen Vertrauensschülerinnen und Leidensgenossen ein breites Lächeln, ehe ich mich wieder zu meinem Bruder umwandte und mich gegen ihn lehnte. "Was hast du schon wieder verbockt, Gid?", fragte ich leise, natürlich hatte ich die Anspannung in der Luft bemerkt und registriert wie Alissa fluchtartig zu den beiden Mädels gerannt war.
Außerdem kannte ich Gid. Garantiert hatte er irgendwas angestellt.

"Ein paar Kaffees hinter die Binden kippen und der Koffein macht die ganze Arbeit", lächelte ich und drehte mich einmal im Kreis, dabei bemerkte ich auch den Blick von Zero und verdrehte die Augen, ehe ich den Montrose-Zwillingen den Rücken zudrehte und mich auf die Bank pflanzte.
"Ich bin so aufgeregt, ihr müsst zu der Willkommensparty kommen, ja?", lachte ich leise und sah die beiden Mädchen offen an. Kam es mir nur so vor oder wirkten die müde?
"Sag mal, was treibt ihr denn so nachts, dass ihr am Morgen wie die wandelnden Toten ausseht?"

Party...natürlich, wie hatte ich hoffen können, dass sie keine veranstalten würden? Ich lächelte Alissa zu. "Also ich bin sicher dabei." So konnte ich die Neuen schon mal etwas abschätzen und vielleicht die meisten Gerüchte im Keim ersticken...und wovon träumte ich in der Nacht? Ach ja, von einem kuscheligen Bettchen in dem ich länger als drei Stunden liegen konnte, dabei wäre es schön, wenn ich es mal wieder mit jemandem teilen könnte. Doch so viel wie wir immer auf Patrouille waren, liess sich kaum eine Beziehung aufbauen. "Wir sorgen dafür, dass ihr in euren Bettchen liegt und eben nicht wie wandelnde Toten ausseht, wenn ihr euch auf die neuen Schüler stürzt." Ich zwinkerte ihr zu. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass es immer am Besten war, wenn man so nahe wie möglich an der Wahrheit blieb, so verstrickte man sich nicht in ein Lügengespinst, in dem man am Schluss selbst fest sass. Ich goss mir noch einen Kaffee ein, denn Koffein brauchte ich mittlerweile fast schon Intravenös, auch wenn ich zum Glück mit wenig Schlaf auskam, aber auf die Dauer ging es eben nicht ohne.

"Vielleicht komm ich nächstes Mal doch lieber wieder mit." Ich grinste Zero breit an und verkniff mir ein leises Lachen. Es brauchte gar nicht mehr, die pure Anwesenheit meines Bruders schaffte es, dass ich bessere Laune bekam.
Auch wenn ich bei seiner nächsten Frage ein wenig angesäuert den Mund verzog. "Ich hab nichts gemacht.", beteuerte ich und warf Ivana einen bösen Blick zu.
"Gewisse Menschen meinen nur, dass sie ihre Meinung so ausdrücken müssen, dass sie mich anpisst.", stellte ich klar.
Mir hätte Ivanas Kommentar nichts ausgemacht...wenn es nicht Zero in einem bestimmten Punkt angegriffen hätte.

Mein Blick glitt zu Gideon, der auf den Schoss seines Bruders hockte. Wirklich, und da wunderte man sich, wenn gewisse Gerüchte entstanden? Ich hatte bei weitem nichts gegen Homosexuellen oder Bisexuellen, ich war immerhin selber bi, aber der Gedanke an Inzest jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken.
"So?", meinte ich wenig überzeugt bei Faiths Erklärung. "Ich verstehe sowieso nicht, wieso dann die Vertrauensschüler notwendig waren, immerhin ist es ja die Schuld der Schüler, wenn sie sich nachts herumstreuen und dann im Unterricht einschlafen ... oder habt ihr Angst, dass die Elite uns fressen könnte, uhuuu", ich verdrehte die Augen. Den ganzen Wirbel um diese anderen Schüler hatte ich noch nie begreifen können. Klar sahen sie schön aus und wirkten geheimnisvoll, aber davon gab es auch in der Dayclass genug Exemplare ...
"Naja, wenn ihr meint", ich wippte mit den Füßen hin und her und sah dann kurz auf Alaskas Tablett. Mhm, ich hatte doch Hunger. Ohne viel Federlesen sprang ich auf und raste zu der Ausgabe, nur um kurz darauf mit einem Kartoffel-Tomatensalat, Brötchen, Wurst, Käse, Paperonieaufstrich und frischen Kaffee wieder aufzutauchen.